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Triglav

Triglav vom Gipfel des Sija Dobar dan, Slovenija! Nicht zum ersten Mal reise ich nach Slowenien, diesem kleinen Land zwischen Alpen und Adria. Diesem Land zwischen Hochgebirge und Karsthöhlen, zwischen Ursprünglichkeit und Fortschritt, zwischen Pizza und Meeresfrüchten. Gut in Erinnerung sind mir noch die freundlichen Menschen, die vielen wilden Bäche und Wasserfälle, die ordentlichen kleinen Gasthäuser und die Stille und Abgeschiedenheit in den Tälern und auf den Bergen der Julischen Alpen. Der Triglav, Sloweniens Nationalberg, war schon damals mein Ziel, leider blieb der Gipfelsturm in Nebel, Regen und Neuschnee stecken.
Von Österreich kommend, erklimmen wir den Vrsicpaß mit seinen fünfzig Spitzkehren, Genuß für versierte Auto- und Motorradfahrer, Herausforderung für Mountainbiker. Unzählige Alpenveilchen stehen am Wegrand So gelangen wir ins Socatal, schlagen am Ufer des Flusses unser Zelt auf. Unter seinem italienischen Namen Isonzo errang dieses Tal traurige Berühmtheit als eines der größten Schlachtfelder des ersten Weltkrieges. Friedhöfe, Bunker und das großartige Weltkriegsmuseum in Kobarid geben eindrucksvoll Auskunft über diese Zeit.
Die Campergemeinde läßt sich in zwei Kategorien unterteilen, Berg- und Wassersportler. Erstere gehen meist schwer bepackt die steilen Berge des Triglav-Nationalparks an, die anderen messen sich mit den Stromschnellen der wilden Soca. Wir mischen das Ganze etwas, nehmen zunächst an einer Raftingtour teil und rutschen beim Canyoning die Wasserfälle eines Wildbaches hinab. Oberhalb der Hütte bekommen wir Gesellschaft Doch dann wird es Zeit in die Höhe zu gehen. Wir vertrödeln einen Vormittag, nach dem Mittagessen packen wir die Rucksäcke und fahren in den kleinen Ort Trenta. Der Gipfel des Triglav Dort biegen wir ab und auf einer Schotterstraße geht es hinein in das Zadjicatal bis ein Schlagbaum die Weiterfahrt versperrt. Also schnüren wir die Wanderschuhe und machen uns auf den Weg bergan. Vorbei an schön gelegenen Wochenendhäuschen, später durch Wald wandern wir tiefer hinein in das Tal. An einer altersschwachen Brücke über den Bach gibt es eine letzte Erfrischung, dann beginnt der Weg in steilen Serpentinen anzusteigen. Die Hitze nimmt zu, die Rucksäcke werden schwerer und die Schritte langsamer. Der alte Militärweg ist zwar gut ausgebaut, aber steil, steil, steil. Doch langsam kommen wir nach oben, die Vegetation wird spärlicher. Viele Alpenveilchen entlang des Weges erfreuen das Auge. Und natürlich die Tiefblicke hinab in das Tal, aus dem wir gekommen sind. Schließlich kommt ein erstes mal hoch über uns die Trzaska koca na Dolicu (Dolic-Hütte) in Sicht. Wir steigen weiter und balancieren über mehrere, den Weg verdeckende, steile Schneefelder. Nach reichlich drei Stunden Aufstieg sitzen wir auf der, zum Teil noch unter Schnee verborgenen, Terrasse der Hütte. Während ich alle Viere von mir strecke, toben die beiden fünfzehnjährigen Pfadfinder, die mich begleiten, bereits auf den Schneefeldern herum. Wir besorgen uns ein Lager für die Nacht und beschließen den Tag bei Suppe und Radler im Kreis anderer Bergsteiger.
Die letzten Meter Der nächste Morgen ist sonnig, aber kalt und so treten wir gut verpackt den Weg zum Gipfel an. Über Schnee und Fels steigen wir empor zu einem Hochplateau. Über uns entdecken wir die Reste einer alten italienischen Kaserne, was können die hier oben gewollt haben? Schon bald erreichen wir den eigentlichen Gipfelaufbau. Wir mühen uns durch ein steiles Geröllfeld und steigen dann in den mit Eisenklammern und -seilen gesicherten Fels. Schnell ist die Schlüsselstelle des Aufstieges erreicht. Entlang eines Stahlseiles, mit winzigen Tritten und hundert Metern Luft unter den Füßen geht es um eine Felsrippe. Gipfelrast Während ich noch über Umkehr nachdenke, steigen die Burschen bereits hinter mir her. Danach geht die Kraxelei weiter, bei weitem aber nicht mehr so ausgesetzt. Wir erreichen die Triglavscharte und durch leichten Fels klettern wir hinauf zum Gipfel. Nach zweieinhalb Stunden stehen wir am höchsten Punkt Sloweniens. In großartiger Rundumsicht präsentieren sich Julische Alpen, Karawanken, im Nordwesten der Alpenhauptkamm, tief unter uns Zadjica- und Vratatal. Erfrischung im eiskalten Socawasser Während wir eine ausgedehnte Rast machen, füllt sich schnell das Gipfelplateau. Bei diesem schönen Wetter wird der Berg von allen Seiten berannt.Wir trödeln noch etwas, genießen die Aussicht und machen uns dann an den Abstieg. Während der Pause an der Hütte tauschen wir Fleecepullover gegen T-Shirts, dann geht es den steilen Weg hinab und hinaus ins Zadjicatal zum Ausgangspunkt der Tour. Am Nachmittag erfrischen wir uns bereits bei einem eiskalten Bad in den Schluchten der Soca.


Juli 2001

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Triglav, Julische Alpen, Soca